
Der Philosophische Montag
Mit Dr. Gerd Grübler
Der Philosophische Montag ist ein neues Veranstaltungsformat der Arbeitsstelle für Lessingrezeption. In der Regel am letzten Montag des Monats werden wir gemeinsam philosophische Themen und Texte mit aktuellem Bezug vorstellen, diskutieren und weiterdenken. Die Veranstaltung möchte interaktiver sein als das bei reinen Vorträgen der Fall sein kann. Wir möchten ausdrücklich Teilnehmer mit verschieden stark ausgeprägtem Engagement für die Veranstaltung ansprechen: Willkommen ist, wer nur zuhören möchte, wer über das Gehörte mitdiskutieren möchte, wer zur Vorbereitung Texte lesen möchte, wer selbst ein Thema vorstellen möchte. Die Arbeitsstelle wird die einzelnen Themen jeweils in einen größeren Zusammenhang einordnen und anmoderieren.
Für das Jahr 2025 wird die Veranstaltungsreihe unter der Überschrift Populismus und Aufklärung stehen. Damit hoffen wir, einen aktuellen Rahmen gesteckt zu haben, innerhalb dessen wir uns mit dem Spannungsfeld zwischen Politik, Wissen und Gefühl beschäftigen können. Dazu werden im Austausch mit den Teilnehmern einzelne Themen aus dem Bereich der politischen Philosophie, der Erkenntnistheorie, der Ethik und Sozialphilosophie sowie auch Themen aus dem Bereich der Psychologie benannt werden.
#8 | Die diskursive Vernunft und die Willkür des Meines
Die jüngere Vergangenheit hat uns zu Zeugen eines Prozesses gemacht, bei dem nicht nur immer aggressivere Rhetoriken gegenüber bestimmten Menschengruppen, sondern auch manifeste Lügen bis hin zu den bizarrsten Fantasiegebäuden zu großem politischem Erfolg geführt haben. Dieser Trend scheint auf die Möglichkeit einer völligen Entkopplung der ›gefühlten Realität‹ von den Tatsachen hinzudeuten – mit der drohenden Konsequenz, dass die reale Politik keinerlei vernünftigen Prinzipien mehr gehorcht. Mit Hannah Arendt hatten wir uns über die Bedingungen eben dieser Möglichkeit verständigt: Die Welt des Politischen, der Bereich, in dem menschliche Praxis über Meinungen koordiniert und vermittelt wird, ist ein originärer und für die menschliche Existenz absolut zentraler Bereich. In ihm gelten andere Bedingungen als z. B. in der Wissenschaft. Die Wahrheit der für das praktische Leben potentiell relevanten Tatsachen muss hier im Gespräch der Menschen und in ihren Meinungen wachgehalten werden. Daher ist dieser Bereich auch für das Lügen anfällig, da erfundene oder verdrehte ›Wahrheiten‹ oft wesentlich glaubwürdiger und annehmbarer erscheinen, als oft unbequeme und an sich unlogische Tatsachen. Es stellt sich nun die Frage, wie damit langfristig umzugehen ist und mittels welcher normativen Ideale in einer unhintergehbar vielfältigen Gesellschaft sich so etwas wie ›Demokratie‹ realisieren lässt.
Im Anschluss an Kant, Arendt und die Kritische Theorie hat Jürgen Habermas in seinem Werk versucht, die demokratische Verfassung und das Rechtswesen auf der Basis der zunächst ganz simplen Maßgabe, dass jeder in ihn selbst betreffenden Angelegenheiten zu hören sei, zu rekonstruieren. Dabei hat er sowohl formale politische Abläufe wie auch die kommunikative Praxis der Bürger, also informelle Meinungsbildungsprozesse, zu einem komplexen Rechtfertigungszusammenhang ausgebaut. Immer wieder spielt darin das Ideal des ›herrschaftsfreien Diskurses‹ eine zentrale Rolle. Zugleich finden wir bei Habermas ein konsequent diskursiv und interpersonell gedachtes Konzept von Vernunft, mit dem er an Kant anschließt, die dort aber auch noch zu findenden ›monologischen‹ Tendenzen überwindet.
Ort & Zeit
25. August 2025, 18 Uhr
Galerie im Sakralmuseum
Der Eintritt ist frei, bitte beachten Sie den neuen Veranstaltungsort!
Der nächste Termin: 29. September 2025