Tagungsreihe ›Lessing und das Judentum‹
Lektüren, Dialoge, Kontroversen im 18. und 19., 20. und 21. Jahrhundert
Die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption organisiert gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern eine Reihe von zunächst drei Tagungen, die sich der Geschichte der deutschen Juden unter dem Aspekt der Wirkung des Werkes und Wirkens von Gotthold Ephraim Lessing seit Mitte des 18. Jahrhunderts widmen.
Dabei wird die vielfältige Geschichte jüdischer Emanzipation, Akkulturation und Assimilation ebenso thematisiert wie Judenfeindschaft und Antisemitismus (der Begriff wird erst seit den 1870er Jahren gebraucht) und die gleichfalls komplexe Geschichte der Lessing-Rezeption durch das Judentum des deutschen Sprachraumes. Die Reihe betrachtet Kontinuitäten und Brüche im deutsch-jüdischen Gespräch, die von der neueren Forschung differenzierten Formen des Antisemitismus (post-liberal, christlich, völkisch, national, rassistisch etc.) zugeordnet werden, sich aber auch in der Lessing-Kritik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts finden, sowie schließlich die zionistische Bewegung und deren Gegner – auch im Judentum selbst.
Lessings Person und Werk haben wesentlichen Anteil an der historischen Entwicklung des Judentums seit der Aufklärung. Die Wirkung seiner Schriften bis hinein in die Toleranzdiskussionen unserer Gegenwart – vom Jugendlustspiel ›Die Juden‹ bis zu ›Nathan der Weise‹ – spiegelt so dicht wie bei kaum einem anderen Autor die einst hoffnungsvolle und dann katastrophale deutsch-jüdische Geschichte.
Die Tagungsreihe begann im Herbst 2010 in Kamenz und wurde 2012 in Fürth fortgesetzt. Ihre Aufgabe besteht darin, in chronologischer Folge den bisherigen Forschungsstand zu den Einzelthemen zu bündeln und vor allem um neue Erkenntnisse zu erweitern. Die Vorträge und Diskussionen werden in einer eigenen Reihe publiziert.
Die erste Tagung hatte die ›Aufklärung‹ zum Gegenstand. Der Epoche wurden dabei weite Grenzen gezogen, etwa von Eisenmengers Entdecktem Judentum (1700) bis zu den Napoleonischen und Hardenbergschen Reformen. Die zweite Tagung bearbeitete die Zeit vom Wiener Kongress 1815 bis zur Weimarer Republik. Die dritte Tagung wird sich der Zeit des Nationalsozialismus zuwenden und auch die Epoche nach 1945 behandeln.
Der Tagungsband »Lessing und das Judentum. Lektüren, Dialoge, Kontroversen im 18. und 19. Jahrhundert« ist als erster Band der Reihe »Kamenzer Lessing-Studien« des Lessing-Museums im Verlag Olms erschienen. Er enthält die Beiträge der ersten und zweiten Tagung (Kamenz 2011, Fürth 2012).